Ukraine Krieg – Interview mit Frau P.
Im letzten Jahr haben wir eine Mutter mit ukrainischen Wurzeln von zwei Schülern an unserer Schule interviewt, die so freundlich war, uns mehr über die Ukraine und den Krieg zu erzählen. Auch ihre Kinder haben dazu beigetragen. Dafür möchten wir uns noch einmal bedanken.
Motiviert dazu, so vielen Flüchtlingen aus der Ukraine zu helfen, wurde Frau Pavlyuchkov dadurch, dass sie selbst aus der Ukraine stammt. Bis jetzt hat sie es geschafft, 60 Leute zu unterstützen. In Deutschland lebt sie nun seit 15 Jahren. Ihre Mutter lebt ebenfalls in der Ukraine und Frau Pavlyuchkov besucht ihre Verwandten und Freunde jedes Jahr zusammen mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern. Die Kinder beherrschen die ukrainische Sprache ebenfalls. Frau Pavlyuchkov verspürt Mitgefühl gegenüber den Menschen aus ihrem Heimatland, deshalb möchte sie ihnen so gut wie es möglich ist, helfen. Sie und ihre Familie haben auch Flüchtige aus der Ukraine aufgenommen. Eine Familie mit drei Kindern und einer Großmutter und eine Frau mit ihrem Kind. Da sie in ihrem Haus eine leerstehende Einliegerwohnung hatten, konnten die Menschen, die sie aufgenommen haben, dort einziehen. Der Vorschlag, Freunde bei sich aufzunehmen, kam von ihrem Mann und am 04. März 2022 sind sie schließlich bei Familie Pavlyuchkov eingezogen. Die Familie freut sich sehr, dass sie helfen können. In ihrem Alltag hat sich zwar etwas verändert, aber nicht viel. Herr und Frau Pavlyuchkov sind beide arbeitstätig. Ihre Kinder besuchen unsere Schule und die Kinder, die sie bei sich zu Hause aufgenommen haben gehen in die Hauptschule in Rudersdorf und in die Grundschule und den Kindergarten in Wilgersdorf. Sie lernen die deutsche Sprache sehr schnell und sind auch kurze Zeit nachdem sie hier eingetroffen sind zur Schule oder in den Kindergarten gegangen. Die Eltern besuchen eine Sprachschule in Siegen. Nachmittags spielen die Kinder zusammen Spiele, sie kommen gut miteinander aus und die Eltern unterhalten sich gerne. Frau Pavlyuchkov hilft den zwei Familien Sachen zu übersetzen, sie füllt mit ihnen Dokumente, Unterlagen usw. aus und kümmert sich im Allgemeinen um sie. Die aufgenommenen Ukrainer sind außerdem schon relativ schnell dazu in der Lage gewesen, alleine einkaufen zu gehen. Zudem wird Frau Pavlyuchkov darüber informiert, wenn Ukrainer Hilfe benötigen. Wir selber können auch helfen, indem wir spenden.
Wenn man Spenden in die Ukraine schicken möchte, muss man zuerst einen Antrag stellen. Frau Pavlyuchkov hat einmal bei einer solchen Firma gearbeitet, die Ware in die Ukraine bringt. Als Spenden werden nicht nur Geld angenommen, denn meist sind Sachspenden, wie Kleidung, Medikamente, Lebensmittel und Hygieneprodukte viel nützlicher. Die Freude von Frau Pavlyuchkov war groß, da auch viele ihrer Bekannten und Freunde ihre Hilfe angeboten haben. Die Spenden werden eingesammelt, verpackt und schließlich mit mehreren, großen LKWs bis kurz vor die Grenze zur Ukraine gebracht. Von dort aus werden sie weiter an die Teile des Landes transportiert, die die Produkte am dringendsten benötigen. Soweit Frau Pavlyuchkov darüber Bescheid weiß, verlaufen diese Aktionen immer problemlos.
Bei Angriffen gibt es besondere Maßnahmen, die eingehalten werden müssen, um die Anzahl der Verletzten so gering wie möglich zu halten, wie Frau Pavlyuchkov erklärt. Diejenigen, die einen Bunker haben, sollen sich darin verstecken, für die, die keinen haben, was sehr viele Menschen betrifft, gibt es manchmal öffentliche Bunker. Diese sollen jedoch nur aufgesucht werden, wenn sie sich nah genug befinden. Als Alternative kann man sich in seinem Keller verstecken. Für die Menschen, die sich gerade draußen aufhalten, gibt es außerdem die Möglichkeit, sich in der U-Bahn aufzuhalten, jedoch gilt dies nur für Großstädte.
Eine weitere Maßnahme ist die Nachtruhe, welche von 20 oder 21 Uhr abends bis fünf oder sechs Uhr morgens gilt. Dazu ist es wichtig, alle Lichter auszuschalten, sobald es draußen dunkel wird. Natürlich gibt es unter diesen Umständen viele Lebensmittelgeschäfte, die nicht öffnen können, mal davon abgesehen, dass sehr viele zerstört wurden. Damit die Menschen allerdings nicht ohne ihre Einkäufe leben müssen, gibt es soziale Hilfen. Zudem gibt es noch ein staatliches Programm, bei dem Rentner und Behinderte finanzielle Unterstützung vom Staat bekommen. Für die Kinder ist es während des Krieges nicht möglich jeden Tag sicher zur Schule zu gehen. Da die Bildung aber natürlich immer noch sehr wichtig ist, erhalten die Kinder Homeschooling.
Durch die drastische Veränderung der Situation, müssen nun sogar die Menschen flüchten, die eigentlich ihr Heimatland nicht verlassen wollten, da es für sie nun keine andere Möglichkeit mehr gibt. Darunter befand sich auch die Mutter von Frau Pavlyuchkov. Diese konnte allerdings aus gesundheitlichen Gründen nicht bei ihrer Tochter unterkommen. Aufgrund der enormen Zunahme der Flüchtigen wurden nun als zusätzliche Unterstützung Studentenwohnungen, Hotels und Sporthallen umgebaut, um so viele Flüchtlinge wie möglich, aufnehmen zu können. Aus diesem Grunde konnte man anfangs auch ohne Papiere und Pass nach Deutschland oder in andere Länder flüchten. Viele Freundinnen von Frau Pavlyuchkov sind aber auch in der Ukraine geblieben, da sie ihren Männern, die in den Krieg gezogen sind, beistehen und sie nicht verlassen wollen.
Für Frau Pavlyuchkov kam dieser Krieg sehr unerwartet, da für sie und ihre Familie die Russen wie Nachbarn sind. Sie hat sogar Freunde in Russland und ihre Mutter ist selbst Russin. Deshalb ist sie auch nicht sauer auf die Menschen, die dort leben, da sie nichts dafür können, dass ihre Regierung gegen die Ukraine Krieg führen will. Dies führte auch zu Protesten innerhalb Russlands. Es ist traurig, dass Menschen unter solchen Umständen sterben müssen.
Abschließend geben wir noch eine Bitte von Frau Pavlyuchkov weiter: Bitte unterstützt ukrainische Flüchtlinge, indem ihr den Kontakt zu ihnen sucht und eure Hilfe anbietet.
Viele von euch werden vielleicht vergessen haben wie schlimm es um die Ukraine steht, doch der Krieg ist noch längst nicht zu Ende.
(LeL/NiF)